UX-Redesign richtig angehen: Kein Facelift, sondern echte Struktur

Viele Unternehmen stellen im Alltag fest: Unsere Plattform passt nicht mehr zu den aktuellen Anforderungen. Die Nutzer finden sich nicht mehr zurecht, Support-Anfragen häufen sich und neue Funktionen lassen sich nur schwer integrieren. Sie ist gewachsen, aber nicht mitgewachsen. Funktionen wurden ergänzt, ohne das große Ganze zu hinterfragen. Die Navigation ist unübersichtlich, das Interface wirkt überladen und trotzdem fehlen wichtige Dinge.

An diesem Punkt fällt oft der Satz: „Wir brauchen ein Redesign.“

Hinter dieser Aussage steckt oft Unzufriedenheit, aber selten ein klarer Plan. Was genau soll sich ändern? Und warum? Häufig bleibt es bei der Idee, dem Produkt ein neues Gesicht zu geben. Ein frischer Look, moderne Icons, vielleicht ein paar Animationen. Doch kosmetische Eingriffe lösen keine strukturellen Probleme. Sie kaschieren sie nur.

In meiner Arbeit sehe ich immer wieder: Die wirklichen Herausforderungen liegen tiefer. Nutzer finden zentrale Funktionen nicht. Workflows sind zu komplex. Alte Entscheidungen wirken nach und bremsen das Produkt aus. Gleichzeitig fehlt intern die Übersicht, welche Elemente wie zusammenspielen. Genau hier setzt ein strategisches UX-Redesign an.

Es geht nicht darum, alles neu zu machen. Sondern das Bestehende so zu überarbeiten, dass es wieder funktioniert. Klar, nachvollziehbar und nutzerfreundlich. Ein Redesign bringt Ordnung in gewachsene Systeme. Es hilft dabei, technische Anforderungen, Nutzerbedürfnisse und unternehmerische Ziele wieder in Einklang zu bringen.

Dieser Artikel zeigt, wie du strukturiert an ein Redesign herangehst. Welche Fragen du stellen solltest. Wo du beginnen kannst. Und was du aus dem Prozess für deine gesamtes digitale Plattform lernst.

Artikelübersicht

UX-Redesign heißt: aufräumen, nicht nur neu streichen

Wenn ich in ein neues Projekt komme, höre ich oft als Erstes: „Wir brauchen ein Redesign.“ Gemeint ist dann meist ein frischer Look. Neue Farben, moderne Icons, weniger visuelles Chaos. Das Interface soll moderner wirken.

Aber in meiner Erfahrung liegt das eigentliche Problem fast nie im Look. Es liegt in der Struktur, in der Art, wie sich die Plattform über die Jahre entwickelt hat. Oft wurde kein Abstand genommen, um die Gesamtlogik zu prüfen. Neue Funktionen kamen dazu. Bestehende wurden erweitert. Doch selten wurde hinterfragt, wie gut das alles noch zusammenpasst.

In einem Projekt sagte der CTO zu mir: „Mach’s einfach mal schöner.“ Beim genaueren Blick zeigte sich, dass die Nutzer gar nicht verstanden, was sie tun sollten. Die eigentliche Baustelle war nicht die Optik. Es war die Informationsarchitektur. Gemeint ist die logische Struktur: Welche Inhalte wo auftauchen und wie sie sich verknüpfen.

Gerade bei Plattformen, die über längere Zeit gewachsen sind, sehe ich das oft. Es gibt doppelte Einstiege, uneinheitliche Begriffe und überladene Screens. Für neue Nutzer fühlt sich vieles schwer verständlich an. Selbst das interne Team verliert irgendwann den Überblick.

Typische Herausforderungen, die ich oft sehe:

  • Funktionen sind zu tief oder an unerwarteter Stelle versteckt, zum Beispiel in verschachtelten Menüs
  • Navigation wirkt komplex, weil jeder Bereich eine andere Logik verfolgt
  • Support bekommt immer wieder die gleichen Fragen, zum Beispiel zur Kontoerstellung oder zur Navigation
  • Das Interface wirkt technisch träge, selbst wenn es schnell und stabil läuft
  • Es fehlt eine klare Struktur, die Nutzern Orientierung gibt und Wiedererkennung schafft

Ein UX-Redesign setzt genau hier an. Es geht nicht darum, das Bestehende komplett zu verwerfen. Sondern darum, Klarheit zu schaffen. Für Nutzer und für das Produktteam. Damit das, was wichtig ist, wieder sichtbar wird. Und das, was stört, verschwindet.

Worauf ich achte und was du selbst prüfen kannst

Am Anfang eines Redesigns geht es für mich darum, die richtigen Fragen zu stellen. Nicht aus der Design-Perspektive, sondern aus Sicht der Nutzer. Dabei helfen schon einfache Beobachtungen, um Schwachstellen zu erkennen und Prioritäten zu setzen.

Typische Fragen, die mir helfen, Klarheit zu gewinnen:

  • Was sind die drei wichtigsten Aufgaben, die Nutzer täglich erledigen?
  • Wo verlaufen Nutzerpfade unnötig kompliziert oder brechen ab?
  • Welche Funktionen könnten entfallen, ohne dass jemand sie vermisst?
  • Gibt es doppelte oder widersprüchliche Einstiege?
  • Was erwartet ein neuer Nutzer beim ersten Klick und findet er das auch?

Diese Fragen lassen sich übrigens auch intern oder im Team stellen. Wenn du selbst über ein Redesign nachdenkst, kannst du damit gut starten. Zusätzlich helfen dir ein paar schnelle Tests mit echten Nutzern.

Drei einfache Einstiege zur Selbstprüfung:

  • Schau dir das Tool mit frischem Blick an. Welche Bereiche verstehst du nicht sofort?
  • Sprich mit zwei bis drei Nutzerinnen oder Kollegen und bitte sie, laut zu denken, wenn sie etwas suchen
  • Frag dich ehrlich: Welche Funktion wurde seit Monaten nicht genutzt und warum?

Diese Beobachtungen liefern oft mehr Erkenntnisse als große Analysen. Sie helfen dir, den Blick für das zu schärfen, was wirklich zählt.

Wann es Zeit wird, genauer hinzuschauen

Ein UX-Redesign kündigt sich selten offiziell an. Oft sind es wiederkehrende Probleme im Alltag, die zeigen: Die Anwendung stößt an ihre Grenzen.

In Projekten erlebe ich regelmäßig, dass Teams versuchen, mit kleinen Design-Fixes nachzusteuern. Sie ändern Farben, passen Texte an oder verschieben Buttons. Doch das Grundproblem bleibt: Die Struktur passt nicht mehr zum Produkt.

Diese Fälle sind typische Auslöser für ein Redesign:

Woran du erkennst, dass es strukturell hakt:

  • Support-Mails häufen sich, obwohl die Funktion technisch korrekt arbeitet
  • Neue Features lassen sich nur mit Workarounds ins UI integrieren
  • Das Onboarding dauert zu lang oder erzeugt Frust bei neuen Nutzern
  • Teams diskutieren über Begriffe, die im System unterschiedlich verwendet werden
  • Es gibt immer mehr Menü-Ebenen, ohne dass die Orientierung besser wird
  • Technische Änderungen stehen an, doch die UX-Logik ist nicht dokumentiert

In solchen Situationen ist es sinnvoll, nicht weiter am Frontend zu flicken. Stattdessen braucht es eine klare Bestandsaufnahme:

  • Welche Nutzergruppen arbeiten heute mit dem Tool und auf welche Weise?
  • Welche Bereiche sind zentral, welche kaum genutzt?
  • Wo behindert die Struktur neue Funktionen oder klare Abläufe?

Ich stelle diese Fragen bewusst gemeinsam mit dem Team. Denn oft liegt das Wissen über reale Probleme schon intern vor. Es wurde nur noch nicht systematisch erfasst.

Ein Redesign ist kein Designprojekt. Es ist ein Strategieprojekt. Es bietet die Chance, alte Entscheidungen zu hinterfragen, unklare Strukturen zu korrigieren und die Plattform wieder nutzbar zu machen. Für bestehende Nutzer. Für neue Zielgruppen. Und für das Team selbst.

Wie du strukturiert an ein Redesign herangehst

Ein UX-Redesign ist kein Stylingprojekt. Es ist ein strategischer Eingriff in die Funktionsweise deines Produkts. Struktur ist die Grundlage jeder guten Nutzerführung. Und Klarheit ist entscheidend, wenn Produkte wachsen sollen. Deshalb braucht ein Redesign ein klares Vorgehen.

Ich starte jedes Redesign mit einer Bestandsaufnahme. Nicht im stillen Kämmerlein, sondern gemeinsam mit dem Team. Ein halbtägiger Workshop hat sich dafür bewährt. Eingeladen sind alle, die mit dem Produkt arbeiten oder es weiterentwickeln. Dazu gehören Produktverantwortliche, Entwicklung, Support, Vertrieb und, wenn möglich, auch Kundenservice. Ziel ist es, vorhandenes Wissen zu bündeln und blinde Flecken sichtbar zu machen.

Im Workshop gehen wir systematisch vor. Wir sammeln konkrete Probleme, die im Alltag auftreten. Wir visualisieren typische Nutzerpfade. Wir klären, welche Ziele Nutzer verfolgen und wo sie heute aussteigen. Es geht nicht um einzelne Screens, sondern um Aufgaben und Abläufe. Also das, was Nutzer eigentlich tun wollen und was sie daran hindert.

Ich arbeite mit Templates wie Funktionsübersichten, vereinfachten Nutzerreisen oder Zielgruppen-Boards. Diese helfen dabei, strukturiert durch zentrale Fragen zu gehen.

Workshop-Fragen, die Klarheit schaffen:

  • Welche Funktion ist für unsere Nutzer am wichtigsten?
  • Welche Fragen stellt der Support am häufigsten?
  • Welche Aufgaben bleiben regelmäßig ungenutzt oder unvollständig?
  • Wo entstehen Rückfragen oder Verwirrung?
  • Was würde ein neuer Nutzer als Erstes ausprobieren und wo landet er dann?

Dann geht es an die Struktur. Ich arbeite mit Nutzerpfaden, bevor ich Screens gestalte. Welche Aufgaben sollen Nutzer in welcher Reihenfolge lösen? Welche Schritte sind notwendig? Wo kann ich Komplexität reduzieren? Diese Phase entscheidet darüber, ob das neue Interface intuitiv wird oder nur anders aussieht.

Diese Schritte haben sich in Projekten bewährt:

  • Analyse realer Nutzung. Klickpfade, Abbruchstellen, häufige Fragen
  • Definition von Nutzerzielen. Was soll in der Anwendung möglichst einfach gelingen
  • Struktur neu denken. Navigation, Seitenaufbau, Wiedererkennbarkeit
  • Komponenten prüfen. Was ist überflüssig, was muss vereinheitlicht werden
  • Designsystem einführen. Konsistente Bausteine statt Einzelkomponenten
  • Prototyping auf Basis realer Abläufe. Fokus auf typische Tasks, nicht Pixelperfektion
  • Iteratives Testen. Schnelles Feedback vor der Umsetzung einholen
  • Frühe Abstimmung mit Entwicklung. Was ist technisch sinnvoll umsetzbar

In einem Projekt haben wir die Plattform in Modulen überarbeitet. Erst den Einstieg und die Navigation. Dann die zentralen Workflows. Das hat geholfen, Entscheidungen im Team besser abzustimmen und technische Ressourcen gezielt einzusetzen. So konnten wir unnötige Schleifen vermeiden und schneller live gehen.

Ein gutes Redesign passiert nicht auf dem Whiteboard. Es entsteht im Zusammenspiel mit echten Anforderungen, echten Nutzerbedürfnissen und echten Zwängen. Du brauchst kein fertiges Design. Sondern ein klares Ziel und ein Team, das es versteht.

Was du aus dem Redesign für die Weiterentwicklung lernst

Ein gutes Redesign hinterlässt mehr als ein überarbeitetes Interface. Es schafft Klarheit im Team. Es macht Zusammenhänge sichtbar. Zum Beispiel, wie Prozesse, Begriffe oder Zuständigkeiten miteinander verknüpft sind. Und es legt die Basis für eine langfristig wartbare und nutzbare Anwendung.

Viele Unternehmen unterschätzen, wie viel interne Reibung durch eine unklare UX entsteht. Teams diskutieren über Begriffe, Buttons oder Zuständigkeiten, obwohl das eigentliche Problem in der fehlenden Struktur liegt. Nach einem gut durchgeführten Redesign gibt es weniger Unsicherheit. Entscheidungen lassen sich besser treffen, weil die Grundlagen stimmen, zum Beispiel bei der Entwicklung neuer Features oder der Priorisierung von Anforderungen.

Ich erlebe oft, dass nach einem Redesign plötzlich Fragen auftauchen, die vorher nie gestellt wurden. Welche Begriffe verwenden wir eigentlich in der gesamten Anwendung? Wie benennen wir Zustände oder Prozesse? Wie priorisieren wir neue Features im Verhältnis zum bestehenden Ablauf? Diese Fragen sind nicht nur für das Design relevant. Sie sind zentral für die Weiterentwicklung des Produkts. Ein Redesign bringt diese Lücken ans Licht und gibt den Raum, sie zu klären.

Langfristiger Nutzen eines strukturierten Redesigns:

  • Klare Rollen und Zuständigkeiten im Produktteam
  • Einheitliche Sprache und Benennung im Interface
  • Strukturierte UI-Komponenten, die sich wiederverwenden lassen
  • Weniger Rückfragen im Support
  • Ein gemeinsames Verständnis von Nutzerbedürfnissen
  • Schnellere Entscheidungsprozesse in der Weiterentwicklung
  • Ein dokumentiertes System, das auch bei Personalwechsel Orientierung bietet

Ein Redesign ist nie nur ein gestalterischer Eingriff. Es ist ein Lernprozess für das ganze Team. Wer ihn nutzt, schafft nicht nur ein besseres Produkt. Sondern auch bessere Grundlagen für alle, die das Produkt gestalten, vermarkten oder im Alltag einsetzen.

Fazit

Ein gutes Redesign ist kein Rebranding. Es ist ein strategischer Neustart. Klar, strukturiert und mit Fokus auf das Wesentliche. Oft beginnt es mit einem diffusen Gefühl: Die Plattform passt nicht mehr. Nutzer kämpfen sich durch. Neue Features fügen sich nicht sinnvoll ein. Wer hier nur an ein visuelles Update denkt, greift zu kurz.

Wenn du die Struktur deiner Plattform hinterfragst, legst du die Grundlage für bessere Entscheidungen. Für weniger Supportaufwand. Für ein stärkeres Produkt. Und für eine Entwicklung, die nicht im Chaos endet, sondern strukturiert wachsen kann.

Starte mit einer internen Analyse oder hol dir externes Feedback zur Nutzerführung. Ein UX-Check oder ein kurzer Workshop kann oft schon erste Schwachstellen sichtbar machen.

Was kannst du jetzt konkret umsetzen? Wenn du ein Redesign planst oder wissen willst, wo deine Plattform UX-seitig steht, schreib mir gern. Ich biete dir einen kompakten UX-Check. Schnell, praxisnah und unverbindlich. Oder teile deine Gedanken in den Kommentaren. Ich freue mich auf den Austausch.

Manuela Aksu Hi, ich bin Manuela, UI Designerin aus München. Auf meinem Blog teile ich mein Wissen rund um UX/UI Design. Du findest hier praktische Anleitungen, erprobte Methoden und wertvolle Tipps für die Entwicklung erfolgreicher Interfaces. Zwischendurch bekommst du ehrliche Einblicke in meinen Arbeitsalltag als Freelancerin.

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lust auf wertvolles Wissen und direkte
Einblicke vom Design-Profi?

Trag dich ein und ich versorge dich jeden Sonntagabend mit wertvollen
Einblicken, Tipps und Tricks rund um dein Website Design

Alle wichtigen Infos, was mit deinen Daten passiert, erhältst du ausführlich auf dieser Seite.

Bitte aktualisiere deine Cookie-Einstellungen, um meinen Kalender zu öffnen. Mit der Aktivierung werden Cookies von Calendly und verknüpften Diensten gespeichert.
Speichern und Kalender öffnen